What the fuck is self love??!
Über Fäuste und Schmetterlinge im Bauch, wenn man in den Spiegel guckt...und warum das nix mit Selbstliebe zu tun hat.
Letztens sprach ich mit einem guten Freund über das Thema Selbstliebe und darüber wie wichtig ich es finde, sich selbst zu lieben.
Mein Freund hatte einen beschissenen Tag …eine Bewerbung war nicht erfolgreich, es lief im Allgemeinen nicht so, wie er es sich wünschte, und zu allem Ärger von außen kam dann noch ein renitent platter Reifen hinzu…Aller Grund, sich selbst mal so richtig fertig zu machen, dachte er sich. Und wütete so vor sich hin... (die Details erspare ich Euch mal).
Einen tollen Cocktail hatte er sich da angerührt. Trinken und garantiert: schlecht fühlen! Am liebsten hätte er sich eingegraben mit seiner schwarzen Wolke, wäre zu Hause geblieben und sich dort seinem Selbsthass ergeben.
Doch da war offenbar auch noch ein anderer Antrieb in ihm und er traf sich stattdessen mit mir – ausgerechnet mir, der selbsternannten Anwältin für Selbstliebe.
Nach einer Runde Schwitzen in der Kletterhalle hatte sich die erste Wut entladen und wir kamen ins Gespräch. Zunächst über geplatzte Bewerbungen, dann über Reaktionen auf beschissene Tage. Und letztlich brachte ich das Thema Selbstliebe auf den Tisch. Mir erschien der Begriff vollkommen klar und logisch. Doch ihm nicht, dankenswerterweise. Und er fragte nach:
Was ist eigentlich Selbstliebe?
Nun, ich kann Dir zunächst einmal sagen, was es nicht ist. Es ist nicht, sich ohrfeigen, im wörtlichen oder übertragenen Sinne, wenn mal etwas schief gelaufen ist. Es bedeutet nicht, sich selbst anzuklagen und zu verurteilen, wenn man Mist gebaut und einen Fehler gemacht hat – das machen andere schon oft genug. Selbstliebe heißt auch nicht, sich wie Dorian Grey selbst anzuhimmeln oder sich über andere zu stellen. Und sich selbst zu lieben bedeutet auch nicht, sich zu kasteien, sich den Vorstellungen, Erwartungen und Wünschen anderer anzupassen. (Gerade mit dem letzteren habe ich oft so meinen Kampf… 😉 )
Was ist Selbstliebe dann?
Für mich bedeutet Selbstliebe, mein eigener bester Freund zu sein.
Das heißt, dass ich mich annehme, mit allen Fehlern und Macken – ohne sie zu verstecken und verleugnen (was ich dann ja auch nicht mehr muss…). Es bedeutet, dass ich Mitgefühl mit mir habe, wenn mal etwas schief läuft und mir gut zurede. Es bedeutet, dass ich ein offenes Ohr habe für alle meine Emotionen, auch wenn sie vielleicht in der aktuellen Situation nicht immer hilfreich sind.
Selbstliebe heißt, sich zu geben, was man braucht, um sich gut zu fühlen und zwar konsequent. Den Blick zu richten auf heute und morgen und das Ich von heute genauso gut zu behandeln wie das Ich von morgen. (Ein Rippchen Schokolade heute tut mir gut – doch eine große Tafel jeden Tag wird mir wahrscheinlich irgendwann nicht mehr gut tun…)
„Aber…ich muss doch wütend auf mich sein, wenn ich nicht den gleichen Fehler noch mal machen will!!“ entgegnete mein Freund mir ungläubig und verwirrt. Eine These, die ich - gerade von Männern - in der Vergangenheit schon öfter gehört habe.
Lernen braucht Strafe die These. Aber stimmt das denn?
Muss ich, wenn ich leide, mir noch mehr Leid zufügen, damit ich es beim nächsten Mal besser mache? Oder gibt es nicht eine klügere (und sanftere) Art des Umgangs mit sich selbst? Muss ein Kind zusätzlich noch geohrfeigt werden, damit es nicht mehr auf die heiße Herdplatte greift? Reicht der initiale Schmerz nicht vielmehr aus?! Muss ich meinen Schüler anbrüllen, wenn er beim Lernen unkonzentriert ist und Fehler macht – oder wäre es nicht schlauer und effektiver, empathisch zu reagieren und den Grund für die schlechte Konzentration herauszufinden, um dann nachhaltig etwas ändern zu können?
Sich selbst zu hassen, raubt Dir Energie!
Genau diese Energie fehlt Dir dann - mal ganz abgesehen vom lösungsorientierten Fokus -, um wirklich nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die etwas verändern. Wenn Du Dir Leid zufügst, wann immer Du einen Fehler machst, machst Du vermutlich nur noch mehr Fehler. Weil Du Angst davor bekommst, etwas falsch zu machen – und wir wissen ja alle, wie positiv Angst sich auf unsere Leistungsfähigkeit auswirkt.
„Nein, Du brauchst nicht fies mit Dir zu sein, um etwas zu lernen!“ entgegne ich also meinem Freund. „Ich wette Du kannst es auch, ich wage zu behaupten NUR anders lernen – jedenfalls nachhaltiger und weniger schmerzhaft –
mit Liebe, Selbst-Liebe.“