Mal wieder ein Blog Post von mir. Dieses Mal aus dem ICE von Leipzig gen Süden auf dem Weg zu einem Training in der Nähe von Frankfurt. Die erste Frühlingssonne scheint durch’s Fenster, an dem immer grüner werdende Knospen an mir vorbeiziehen.
Trotzdem ironisch…
….dass ich gerade jetzt dazu ansetze, einen Artikel über das zu schrieben, was ich gerade empfinde: Das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Klar, draußen sind Knospen und Frühlingsgefühle und so. Für mich trotzdem keinesfalls ein perfekter Moment um am PC einen Blogpost zu zimmern: Im Zug werde ich immer ein bisschen reisekrank, mein Rücken tut weh, mir wird mulmig, flau, leicht übel… (Und überhaupt mag ich Zug fahren eigentlich nur mit Bier in der Hand und netter Gesellschaft!)
Und obwohl der Moment alles andere als perfekt ist, ist es da, dieses Gefühl, das mir so viel bedeutet und das ich mit Euch teilen will.
Es ist jetzt etwa 3 Jahre her, dass ich entschieden habe, mein Leben radikal zu ändern…
…und noch mal komplett neu anzufangen. Keine Juristerei mehr. Das wusste ich ziemlich genau. Training, Coaching, Bodywork, Menschen inspirieren, berühren, mit ihnen über bewegende Themen in Verbindung treten. Das war meine Vision. Niemals hätte ich mir damals erträumen können, dass ich heute hier, leicht reisekrank, im ICE sitze und davon schreibe, wie ich von einem tollen Workshop mit meiner Kollegin Natalie heute zum nächsten Training morgen in Frankfurt fahre, wo mich dann ab halb 10 wieder zwölf wissensdurstige junge Menschen erwarten, denen ich zwei Tage voller hoffentlich wertvoller Erfahrungen schenken kann. Was sie vielleicht nicht ahnen: Das größte Geschenk ist es für mich, genau das tun zu können.
Woher ich weiß, dass das das Richtige für mich ist?
Bin ich abends nicht platt vom Tag? Macht es mich nicht fertig, den ganzen Tag auf den Beinen zu stehen und auf Sendung zu sein?
Doch. Ich bin platt. Ziemlich k.o. sogar. Aber es ist nicht diese Art von k.o., die man in Alkohol ertränken muss, um den Gedanken daran zu verdrängen, dass es am nächsten Tag wieder genauso sinnentleert, fremdbestimmt und unbefriedigend weitergehen wird wie gestern. Stattdessen habe ich ein Lächeln auf meinem Gesicht und in meinem Herzen – und in meinem Bauch ein Kribbeln, dass mir sagt, dass das ein aufregender und sinnvoller Tag war und es morgen aller Wahrscheinlichkeit genauso sein wird. Dass Menschen dankbar sind, dass ich Zeit, Liebe und Geduld aufbringe, um jeden Tag auf’s Neue voll präsent zu sein und tief einzutauchen in die Welt meiner Teilnehmer mit ihren ganz unterschiedlichen Charakteren und Herausforderungen. Doch wenn ich merke, dass ich ihren Tag ein Quäntchen lebenswerter gemacht habe und sie ihrer eigenen Mission nach einer Session mit mir vielleicht ein Stückchen näher sind – dann weiß ich mit jeder Zelle meines Seins: Ich bin am richtigen Ort!
Nun ist es vielleicht nicht für jeden das Gleiche – was für mich toll ist, wäre für den nächsten vielleicht der größte Horror…den ganzen Tag vor Menschen stehen, reden, interagieren, das mag schließlich nicht jeder so gerne wie ich.
Für mich persönlich sind es eine ganze Reihe von kleinen, sehr bedeutsamen Dingen…
…wegen denen ich weiß, dass das hier mein Weg ist. Es ist das Lächeln in den Augen des Coachees, der gerade etwas Bahnbrechendes für sich erkannt hat; es ist die hitzige Diskussion mit meinem Kollegen, an deren Ende wir beide klar sehen und dankbar sind für den produktiven Widerstand des anderen, der uns dabei hilft uns selbst zu hinterfragen und unseren Job besser zu machen; es sind die Momente, in denen ich mit meiner Kollegin in der Büroküche Tränen vergieße, weil ich einen scheiß fordernden Tag hatte und emotional erledigt bin; und es ist der Moment danach, wo ich realisiere, wie toll es ist, dass es unter uns vollkommen normal ist, sich im Büro authentisch und mit wahrem Gefühl zu zeigen; auch wenn das heißt, mal ganz offen schwach und verletzlich zu sein.
Authentisch sein…
Ich glaube, letztlich geht es uns doch allen darum, authentisch sein zu können. Mit all unseren Wünschen, Bedürfnissen, Stärken und Schwächen und Eigenheiten wir selbst sein zu können. Wenn ich einen Beruf finde, der dem entspricht, wer ich bin und sein will, einen Beruf, den ich liebe, so, sagt Konfuzius, muss ich keinen Tag mehr arbeiten. Da ist was dran, sage ich. Sei es als Coach, Anwältin oder Tischlermeisterin (…). Es kostet Energie, sich zu verstellen. Wir bekommen nichts zurück, wenn wir uns nicht wirklich zeigen. Ein angestrengtes Lachen kostet Kraft, statt Ausdruck unserer Lebendigkeit zu sein. Erfolge, die nicht wirklich dem entsprechen, was wir wollen, kosten nicht nur Anstrengung – sie zementieren für uns auch die Betonpfosten am Rande der Straße in ein Leben, das sich immer falsch anfühlen wird, weil es nicht das unsere ist.
Also, frag Dich: Bin ich schon dort?
Am richtigen Platz für mich? Was sagt mein Herz dazu? Und mein Bauch?
Und wenn Du es nicht fühlst, dieses Kribbeln im Bauch, das „Ja“ auf der Zunge, das aus Deinem Herzen kommt, die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein: Nur Mut! Lass los.
Es gibt nichts zu verlieren – zumindest nichts, was es wert ist, dass Du daran festhältst. Stattdessen gibt‘s unglaublich viel zu entdecken. Dinge, die Du gerade noch nicht für möglich hältst. Angst haben wir meist vor dem Unbekannten. Und sie ist am stärksten, bevor Du Dich entschieden hast, den freien Fall zu wagen. Bei mir ist aus der Angst heraus ein Gefühl von Freiheit erwachsen, eine unglaubliche Selbstbestimmtheit, ein unumstößliches Vertrauen ins Leben, das mich immer wieder einholt und eine Menge Vertrauen in mich selbst.
Bereit zu springen?